Text: Ute Korinth
Fotos: Kokoa Kamili

KOKOA KAMILI

GLÜCKLICHE KAKAOBAUERN UND ZIEMLICH BESTE FREUNDE MIT NACHHALTIGER MISSION

“Der glücklichste Moment war, als ich die erste Tafel Schokolade
in der Hand hielt, die aus unserem Kakao gefertigt war und zum
Verkauf im Geschäft lag“, sagt Simran Bindra. Noch immer ist er
fasziniert, wenn er ein neues Schokoladen-Produkt sieht, das
seinen Ursprung im Kilombero Valley in Tanzania hat. Eine
Wand in dem Gebäude, in dem die kleine Firma beheimatet ist,
ist bestückt mit Schokoladenverpackungen aus aller Welt. Sie
alle haben gemeinsam, dass der Inhalt aus Bohnen stammt, die
von Kokoa Kamili verarbeitet wurden.

Ohne Netz, Strom und richtige Straßen

Über sieben Jahre ist es nun schon her, seit Simran Bindra sich entschlossen hat, seinen Job in der Entwicklungshilfe an den Nagel zu hängen und gemeinsam mit Brian LoBue die Kakaofirma Kokoa Kamili zu gründen. Die beiden hatten sich erst kurz zuvor kennengelernt und teilten bis dahin nur die Unzufriedenheit mit ihrer Arbeit. Sie wollten mehr bewegen, mehr für die Einwohner des Kilombero Valley tun, nachhaltig etwas bewirken und den Bauern nicht nur bessere Bezahlung bieten, sondern auch ihre Lebensqualität verbessern.

Die größte Herausforderung zu Beginn war, dass die Infrastruktur in dieser Gegend Tanzanias quasi nicht vorhanden war. Straßen? Netz? Fehlanzeige. „Anfangs mussten wir immer erst kilometerweit fahren, um Netz zu haben. Das ist mittlerweile ein bisschen besser“, erzählt Simran. Auch Strom und Wasserversorgung ließen zu wünschen übrig.

Faire Preise für harte Arbeit

Doch was genau tun die beiden Männer eigentlich, die inzwischen beste Freunde sind? Sie kaufen die Kakaobohnen direkt von den ortsansässigen Bauern. Und zwar zu einem viel höheren Preis als es andere tun. Wie geht das? „Vor ein paar Jahren hat sich das Verständnis der Menschen für Schokolade geändert. Es gab quasi eine neue Welle. Von da an war Schokolade nicht mehr einfach nur eine Süßigkeit, sondern ein qualitativ hochwertiges Produkt mit feinen Geschmacksrichtungen. Menschen achteten plötzlich auch mehr auf die Zutaten“, sagt Simran. Und so bietet Kokoa Kamili den Kakaobauern entsprechend hohe Preise, weil sie mit ihrem qualitativ extrem hochwertigen Produkt auch im Verkauf höhere Preise erzielen können. Gleichbleichbleibend hohe Qualität statt Quantität also.

Auch das Vertrauen zu den Kakaobauern musste zunächst aufgebaut werden. Brian und Simran haben sich mit ihnen zusammengesetzt und direkt gefragt, was ihnen wichtig wäre. Die Antwort: Einen fairen Preis für die harte Arbeit zu bekommen.

Fermentierung und Trocknung ausgelagert

Kokoa Kamili nutzt zertifizierte Waagen, um Transparenz zu schaffen. Und die Kakaobohnen werden direkt von den Kleinbauern gekauft, was bedeutet, dass der Fermentierungs- und Trocknungsprozess, der bis zu 80 Prozent des Geschmacks ausmacht, komplett bei Kokoa Kamili liegt und die Bauern sich auf den Anbau und die Ernte konzentrieren können. Zudem werden sie in hochwertigem, nachhaltigem und produktiverem Anbau geschult.

Mittlerweile kaufen Brian und Simran nicht nur den Kakao von über 2.000 Kakaobauern in der Region, sondern haben auch fast 350.000 Kakaosbäume in der eigenen Baumschule gepflanzt und einen Teil davon an die Bauern verschenkt oder als zusätzliche Einnahmequelle an Schulen und Waisenhäuser gegeben.

Kokoa Kamili als Arbeitgeber

Bis zu 50 Menschen arbeiten in Hochsaison-Zeiten für Brian und Simran, die nicht immer geplant hatten, in Tanzania mit Kakao zu arbeiten. Eine Affinität zu Kakao war bei Simran zwar vorhanden, aber eine tiefe Leidenschaft war es nicht immer. „Ich habe indische Wurzeln. Bei uns zu Hause gab es nach jedem Essen Schokolade oder eine Süßigkeit. Allerdings nicht von hoher Qualität“, erinnert Simran sich. „Vielmehr ist es so, dass sich die Idee und die Gelegenheit hier ergeben hat, mit Kakao etwas für die Menschen in der Region bewegen zu können.“ Und das gelingt seit 2013 extrem gut.

Ein Hauch von roten Äpfeln und Feigen

Zu den ersten Kakaobauern, mit denen sie zusammenarbeiteten, gehören die Schwestern des ansässigen Klosters, die sich Mbingu Sisters nennen. Sie zählen zu den größten Kakaobauern der Region und betreiben unter anderem auch Schulen und ein Waisenhaus. Und ein Guesthouse, in dem Brian und Simran zu Beginn oft übernachteten, wenn sie zur Abwechslung mal durchgehend Strom, fließendes Wasser und Internet haben wollten. „Die Zusammenarbeit ist seit unserem ersten Jahr hier sehr eng und funktioniert bestens“, sagt Simran.

Und wie schmeckt er denn nun, der Kakao von Kokoa Kamili? „Fruchtig. Nach Kirschen und roten Äpfeln, aber auch nach getrockneten Feigen und Rosinen“, schwärmt Simran.

Pott au Chocolat als einziger Partner in Deutschland

Mittlerweile arbeitet Kokoa Kamili mit diversen Schokoladenherstellern in ganz Europa zusammen. Omnom Chocolate zum Beispiel aus Island oder Original Beans. Letztere haben Brian und Simran auch mit einem Projekt zusammengebracht, bei dem es um das gute Zusammenleben von Menschen und Tieren geht. In Tanzania leben viele Elefanten, die ursprünglich die Felder der Bauern zertrampelt und die Ernte zerstört haben. Zuerst hat man versucht, diese mit Chili und Öl auf Zäunen fernzuhalten. Aber Elefanten sind schlaue Tiere und haben Staub auf die Zäune gepustet oder sind mit dem unempfindlichen Hinterteil zuerst durch die Zäune durch. Nun gibt es ein Projekt, in dem alle paar Meter ein Bienenstock steht. Diese halten nicht nur die Elefanten ab, weil sie Angst haben, gestochen zu werden, sondern bringen den Bauern auch durch den Verkauf von Honig zusätzliches Geld ein. Eine klassische Win-Win-Situation also.

Seit einiger Zeit liefert Kokoa Kamili die feinen Kakaobohnen nun auch nach Dortmund an Pott au Chocolat. „Derzeit unser einziger Partner in Deutschland“, sagt Simran und freut sich sehr über die Kooperation.

Eigenes Land und mehr Wachstum

Und was wünscht er sich für die Zukunft? „Wir möchten wachsen und noch mehr Kakao von den Bauern kaufen. Und wir sind nun schon so lange in diesem gemieteten Gebäude, in dem wir unser Business begonnen habe. Es war ursprünglich eine Diskothek. Wir haben jetzt ein bisschen Land gekauft und wollen dort die Firma neu aufbauen. Da ist dann endlich genug Platz für die Fermentierung und wir können experimentieren und immer besser werden!“

Und vielleicht hängt die bei Pott au Chocolat erstellte Verpackung ja auch bald an der Wand von Kokoa Kamili und erfreut natürlich ganz nebenbei die Herzen unserer Kunden und Kundinnen vor Ort im Ruhrgebiet.