Text: Ute Korinth

MÄUSE AUS KAKAOSÄCKEN

NÄCHTLICHES UPCYCLING SCHAFFT SELBSTVERTRAUEN

Sie haben eine lange Reise hinter sich, wenn sie in unserer Schokoladenmanufaktur in der Kaiserstraße ankommen. In Ländern wie Ecuador, Tansania oder dem Kongo befüllt mit edlen Kakaobohnen, entleeren wir die Kakaosäcke aus Jutestoff nach und nach und verarbeiten den Inhalt zu verschiedenen Schokoladenkreationen.

Zu schade wäre es, die Stofeutel einfach zu entsorgen, und nicht wirklich nachhaltig. Also haben wir uns Gedanken gemacht, was daraus entstehen könnte. Linda Menne, die täglich feinste Pralinen für Pott au Chocolat zaubert, hatte die zündende Idee. Inspiriert von ihrer Schwester, die ihr vom Sozialkauaus „Werkhof Hagen“ und dem Projekt PatchWerk erzählte.

Jedes Tier ist einzigartig

Das PatchWerk ist eine Maßnahme zur Heranführung von Teilnehmerinnen mit Migrationshintergrund an den Ersten Arbeitsmarkt. Im Rahmen der alltäglichen praktischen Tätigkeiten in der Textilwerkstatt sollen Arbeits- und Sozialverhalten gestärkt sowie Schlüsselqualifikationen zur Integration in den Arbeitsmarkt erworben werden. Aus verschiedenen Stoffen und Materialien, die meist per Spende abgegeben werden, entstehen neue Dinge. Die Teilnehmerinnen tun also genau das, was klassischerweise als Upcycling bezeichnet wird. Aus Sachen, die sonst auf dem Abfall landen, neue Produkte zaubern.

„Wir bereiten die Frauen auf den Arbeitsmarkt vor. Es ist fantastisch mit anzusehen, wie sie auch ihr Selbstvertrauen stärken und ihre Sprachkenntnisse verbessern“, sagt Petra Oeffner, die die Frauen anleitet, mit Maschinen oder per Hand Taschen, Kleidung oder andere Dinge herzustellen.

Und hier kommen die Kakaosäcke von Pott au Chocolat ins Spiel. Denn die Frauen verarbeiten sie zu niedlichen Katzen und Mäusen. Da nie klar ist, welche Materialien gerade für Augen, Ohren und sonstige Verzierungen zur Verfügung stehen, sind sie alle individuell. Auch die Füllmaterialien wählen die Damen kreativ je nach Verfügbarkeit. Die Mäuse, die als Türstopper dienen, müssen zum Beispiel schwer sein. „Da verarbeiten wir altes Bleiband aus Gardinen oder auch mal Vogelsand“, erzählt Petra Oeffner.

Weltreise von Tansania bis in den Werkhof Hagen

Da Jutesäcke nicht ganz einfach zu nähen sind, kommen hier die Nähmaschinen nur bedingt zum Einsatz. Einmal eben per Hand eingesetztes Ohr oder Knöpfe, die als Augen dienen, machen die kleinen Tierchen zu etwas ganz Besonderem.

Sind sie fertig, werden die Artikel vereinzelt im Sortiment des Sozialkauauses ausgestellt. Doch manchmal gibt es auch Ausnahmen. So verliebte sich die kleine Tochter einer Mitarbeiterin in eine der Katzen aus Kakaosäcken. „Das war sehr niedlich. Wir haben sie ihr geschenkt, als ihre Mutter das PatchWerk verließ“, sagt Petra Oeffner und widmet sich den neuen Materialien, die gerade eintreffen.

„Wir freuen uns sehr, dass die Frauen unsere Kakaosäcke weiterverarbeiten und wir so unserer Philosophie der Nachhaltigkeit auch in diesem Bereich nachkommen und zusätzlich Menschen eine Freude machen können“, sagt Pott au Chocolat-Chefin Marielis Langehenke.