Text: Ute Korinth

HOHER KAKAOEXPERTENBESUCH BEI POTT AU CHOCOLAT

Zwei Freunde erobern den Edelkakaomarkt – mit großer Liebe zu edlen Aromen und Nachhaltigkeit

Sie begeben sich auf die Suche nach den besten Kakaos der Welt. Abseits des Massenmarkts. Ihr Anspruch ist hoch. Einzigartige Geschmacksprofile und Nachhaltigkeit stehen im Fokus. Sie kaufen direkt von Kakaobauern und Kooperativen und sorgen so nicht nur dafür, dass das Geld auch am Anfang der Lieferkette ankommt, sondern auch dafür, dass diese absolut transparent und rückverfolgbar ist.

Die Rede ist von Albert Smith und Dejan Borisavljevic. Sie sind Kakaohändler. Die beiden sind Freunde und kennen sich bereits aus einer Zeit, in der sie noch nicht so viel mit Kakao zu tun hatten. Jetzt arbeiten sie eng zusammen. Und beliefern auch Pott au Chocolat mit feinem Edelkakao aus aller Welt. Während Albert sich mit seiner Firma Crafting Markets (verlinken craftingmarkets.com) breit aufstellt, konzentriert sich Dejan mit Biji Kakao Trading (verlinken www.bijikakao.com) derzeit noch auf Indonesien.

Ein Koffer voller Edelkakao-Proben

Doch wie kamen sie eigentlich zum Kakao? „Nach der Kündigung meines Jobs 2018 und einer langen Reise habe ich verzweifelt versucht, nicht wieder zurückzugehen ins Finanzwesen“, erinnert sich Dejan Borisavljevic. Gesagt, getan. Kurzerhand erstellte er einen Business Plan, speziell für indonesischen Kakaokandel. Und da seine Frau Carolina aus Indonesien stammt, lag die Landesauswahl auf der Hand.

Im Februar 2019 reiste er schließlich nochmal allein in das Land, lernte unter anderem die Familie aus Sumba kennen, deren Kakao er mittlerweile erfolgreich nach Europa und auch zu Pott au Chocolat bringt, und kam mit einem Koffer von Mustern zurück, die auf ein extrem gutes Feedback stießen. Das Ergebnis: seine eigene Firma Biji Kakao Trading, die er seit 2019 mit seiner Frau Carolina betreibt. Den Anfang machte er mit vier, mittlerweile arbeitet er mit sechs Produzenten in Indonesien zusammen.

Nur hohe Kakao von hoher Qualität verlässt das Land

Die Ansprüche von Biji Kakao, was übersetzt übrigens Kakaobohne heißt, sind hoch. „Wenn der Kakao meinen Qualitätsansprüchen nicht entspricht, dann verlässt er auch nicht das Land“, sagt Dejan. In Indonesien wird schon seit dem 16. Jahrhundert Kakao angebaut, einst durch spanische Handelsflotten aus Venezuela über die Philippinen eingeführt. Nur der Edelkakao fand lange Zeit wenig professionelle Beachtung, da indonesischer Kakao lange Zeit aufgrund seiner besonderen Eigenschaften hauptsächlich zur Produktion von industrieller Kakaobutter und -pulver verwendet wurde. Erst in jüngerer Zeit wurde er, ähnlich der Spezialkaffees, wiederentdeckt. Noch heute gleicht der Anbau edlen Kakaos eher einem Hobby. Der Markt des Industriekakaos hingegen läuft auf Hochtouren. Die Hauptanbauregion dafür ist Sulawesi. Gemeinsam mit Sumatra werden dort knapp 90 Prozent des hochtragenden Kakaos angebaut.

Gute Bezahlung, auch für die Bauern vor Ort

Aber es sind genau diese edlen Sorten mit dem einzigartigen Geschmack, auf die es ankommt. Dejan kauft die Bohnen entweder direkt von Bauern wie zum Beispiel in Sumba, oder aber von Kooperativen. „Ich weiß, wo das Geld hingeht und was davon beim Bauern bleibt. Das ist schon sehr wichtig“, sagt er.

Bei Albert ist es ähnlich. Beide zahlen für den Kakao einen Preis, der deutlich über dem FairTrade Preis liegt. Nie jedoch weniger als 3 US-Dollar pro Kilo. Der aktuelle FairTrade Preis, von dem noch ein relativ hoher Prozentsatz abgeführt werden muss, liegt derzeit bei 2,40 US-Dollar für normalen und 2,70 für Bio-Kakao.

Der ständige Kontakt mit Forschern und anerkannten Instituten erlaubt es den beiden passionierten Kakaoexperten, immer auf dem neuesten Stand zu sein und ihr Wissen mit den Bauern vor Ort zu teilen. Um so nach und nach immer nachhaltiger und effizienter zu werden.

 

Ein kleiner Röster und jede Menge Wissensdurst

Albert Smith kam schon etwas eher auf den Kakao-Geschmack als Dejan. Auch er war ursprünglich im Finanzsektor tätig. Nach acht Jahren merkte er jedoch, dass ihm der Job keinen Spaß mehr machte. Der Weg führte ihn über ein paar Jahre im Kaffee-Business schließlich zum Kakao. Da es gewisse Ähnlichkeiten zwischen dem Kaffee- und dem Kakaogewerbe gibt, schien ihm dieser Schritt absolut machbar.

Doch er wollte von Beginn an wissen, woher Aromen kommen, wie unterschiedliche Röstungen den Geschmack verändern, den Kakao einfach verstehen. Dafür kaufte er sich einen kleinen Röster und einen Grinder und baute so intensive Erfahrungen auf. „Ich habe mich verliebt in die Schönheit der unterschiedlichen Aromen. Und habe versucht zu verstehen, wo sie herkommen“, sagt er und stieg zunächst als Mitarbeiter ins Business ein.

Gewagter Start mitten in der Pandemie

Vor anderthalb Jahren ging er schließlich mit seiner eigenen Firma Crafting Markets an den Start. Viele der Produzenten kannte er aus seiner vorherigen Tätigkeit und hatte so gute Kontakte, die er nutzen konnte. „Der erste Container wurde im März 2020 verschifft – mitten in der Pandemie also. Kein einfacher Anfang, doch schon im Herbst letzten Jahres ging es bergauf. Seitdem läuft das Geschäft sehr gut.

Nachhaltige Lieferkette und respektvolle Beziehungen

„Hohe Qualität bringt einen höheren Wert mit sich und automatisch höhere Preise. Deshalb fokussiere ich mich darauf. Und genau das sorgt auch letztlich für eine nachhaltige Lieferkette“, sagt Albert. „Für uns bedeutet fairer Handel aber nicht nur, den Bauern einen guten Preis zu zahlen, sondern sich gleichzeitig sozial und ökologisch zu engagieren“, fügt er hinzu.

Und so baut er vertrauens- und respektvolle Beziehungen zu den Menschen vor Ort in Tanzania, Grenada, Haiti, Madagascar und vielen anderen Ländern auf und hält ständig Ausschau nach weiteren möglichen Verbesserungen für den Kakao und alle beteiligten Personen.

Die perfekte Verbindung

Unschwer erkennbar also, dass die beiden Kakaoliebhaber ziemlich gleich ticken. Als Dejan gemeinsam mit seiner Frau im vergangenen Jahr von England nach Holland zog, vertieften sich sowohl Freundschaft als auch Zusammenarbeit. „Wir sind beide Einzelunternehmer, unsere Geschäfte sind ähnlich. Warum sollen wir uns nicht gegenseitig unterstützen?“, fragt Dejan. Da Albert Smith bis auf die Philippinen bisher keine asiatischen Länder intensiv bearbeitet, passt dies sehr gut zusammen. Dejan plant, langfristig unter anderem stärker Papua Neuguinea und auch Vietnam kakaotechnisch zu erschließen und in seinen Kakaohandel aufzunehmen.

Ihren Kakao lagern beide in Amsterdam. Und auch die von Zeit zu Zeit mögliche gemeinsame Verschiffung spart Kosten. Diese haben sich während der Pandemie vervierfacht und sind inzwischen einer der entscheidenden Faktoren, wenn es um den Preis geht.

„Wir sprechen einfach die selbe Sprache“, fügt Albert hinzu und ist begeistert von der perfekten gegenseitigen Ergänzung. Da es nur sehr wenige Kakaohändler gibt, ist auch die Schnittmenge bei den Kunden sehr hoch. Die perfekte Verbindung also.

Kakaotransport mit Hindernissen

Und was sind die größten Herausforderungen, wenn es um den Kakaohandel geht? „Anfangs mussten wir die Wertschöpfungskette komplett neu erstellen und den Menschen vor Ort erklären, dass die Qualität des Kakaos eine entscheidende Rolle spielt. Ja, es waren eine Menge Kinderkrankheiten, die wir behandeln mussten“, erzählt Dejan. So reist der Kakao schon mal zwei Wochen vom Bauern ins Zentrallager und war aufgrund der hohen Luftfeuchtigkeit und des nicht angemessenen Transports nicht mehr genießbar. Wenn die Bohnen in den Container kommen, dürfen sie nur eine Luftfeuchtigkeit von unter 7 Prozent mitbringen. Mittlerweile werden für Bohnen aus extrem feuchtem Klima GrainPro Säcke verwendet, die luftdicht und wasserdicht sind und so den Kakao nicht nur vor Feuchtigkeit schützen, sondern auch Insekten abhalten. Diese stellen sie den Kooperativen kostenlos zur Verfügung, damit sie den Kakao direkt sicher geschützt verpacken können.

Sie verschiffen viele Tonnen Edelkakao im Jahr

Auf dem Schiff kommen die Container in der tiefsten Ebene transportiert, damit sie keinen zu extremen Temperaturschwankungen ausgesetzt sind und möglichst wenig Kondenswasser entsteht. Sie werden weit entfernt vom Schiffsmotor platziert, da auch dieser dafür sorgen könnte, dass der Kakao leidet. Die Container selbst sind im Innern mit Calciumchlorid-Säcken behängt, die die trotzdem entstehende Kondensfeuchtigkeit aufnehmen. Gar nicht so trivial also, die Reise des Kakaos aus fernen Ländern nach Holland. Der Erfolg gibt ihnen Recht. Biji Kakao verschickt mittlerweile bis zu 100 Tonnen pro Jahr in die ganze Welt, während Crafting Markets 400 Tonnen vor allem in europäische Länder versendet. Und das Geschäft soll weiter wachsen.

Kakao-Gespräche und Gaumenfreuden

Bei dem Besuch bei Pott au Chocolat führen Manfred Glatzel und Marielis Langehenke Dejan und Albert nicht nur durch die Produktion sondern tauschen auch jede Menge Kakaowissen aus. Natürlich kosten die beiden Gäste auch die neuesten Kreationen von Pott au Chocolat und zeigen sich sehr angetan.

Noch nicht im Verkauf ist die Schokolade aus Sumba-Kakao von Biji Kakao. Die edlen Bohnen entfalten zarte Noten von Aprikose auf der Zunge und wurden 2015 sogar mit dem Preis „Cocoa of Excellence“ ausgezeichnet. Manfred Glatzel hat die Sumba-Bohnen zu einer feinen Schokolade verarbeitet. Sie muss nur noch ein wenig nachreifen, bevor sich der volle Geschmack entwickelt. Albert und Dejan dürfen natürlich schon probieren… und bekunden ihre volle Schokoladenexperten-Anerkennung.